“Kein Fleisch macht glücklich” Buchreview + Lesung

An diesem Freitag, am 1. März, organisiert die Buchhandlung Thaer (die meinen Eltern gehört und in der ich selbst auch arbeite) eine Lesung vom Autor.  Das ganze findet um 19.30 neben der Buchhandlung im Paul-Gerhardt-Saal in der Goßlerstraße 30 statt. Direkt neben dem U-Bahnhof Friedrich-Wilhelm Platz (U9). Eintritt: 5 Euro.

 

Als im September Andreas Grabolles „Kein Fleisch macht glücklich“ erschien war ich zunächst etwas skeptisch, da ich den Titel nicht so gelungen fand und befürchtete, es könnte sich um eine Eating Animals/Anständig Essen Kopie handeln. Dass zur Zeit gerade Verlage verstehen, dass sich Vegetarismus/Veganismus-Bücher verkaufen lassen stimmt zwar, aber dass es sich bei Grabolles Buch um eine Auf-den-Zug-Aufspring-Kandidaten handelt kann man sofort vergessen.

Zu Beginn des Buches als „Halbzeitvegetarier“ stellt sich Grabolle nun einmal grundsätzlich die Frage, ob Fleisch essen nun okay ist oder nicht. Darauf folgt dann die Betrachtung des Themas aus verschiedenen Gesichtspunkten. Das Buch versucht zu Beginn den nicht-vegetarischen Leser an die Hand zu nehmen und an die Thematik heranzuführen. Gang genau weiß ich jedoch nicht wie gut das gelingt. Ich persönlich war eher erst etwas irritiert, aber auch einfach weil es mir schon einfach seit vielen Jahren fremd vorkommt, wenn „lecker“ und „Fleisch“ im gleichen Satz stehen. Allerdings war es für mich als langjährige Veganerin/Vegetarierin eine Erinnerung, dass die meisten Menschen eben genau an diesem Punkt stehen, an dem der Genuß von Tierprodukten eben ein riesiges Gegenargument gegen den Verzicht darauf ist.
Grabolle versucht mit seinem Buch einen Rundumschlag zum Thema zu bieten. Er gibt einen kurzen Überblick über die verschiedenen philosophischen Thesen zu Tierrechten und den Umgang mit Tieren – das fand ich sehr erfrischend, da ich soetwas fernab von 1-2 Singer Zitaten aus „Populär“-büchern zum Thema nicht kenne.
Natürlich wird sich auch mit der Tierhaltung beschäftigt. Das erinnerte mich wirklich an Foer, aber im positiven Sinne, und natürlich mit dem klaren Vorteil, dass sich die Daten auf Deutschland beziehen und sich schlechter von einem wegschieben lassen. Dankbar war ich, dass klar gemacht wird, dass Tierleid auch auf Biohöfen anzusiedeln ist und dass Biofleisch nicht gleich „tierfreundliches“ Fleisch ist.
Faszinierend und erschreckend zugleich fand ich die Tabelle zu Beginn des Buches in der das mögliche Lebensdauer verschiedener Tierarten mit der Alter in dem sie geschlachtet werden verglichen wird. Dass ein Masthuhn nach nur 2% seines möglichen Lebensalters geschlachtet wird, und ein Mastschwein nach 5%. Das hilft wirklich in den Kopf zu bekommen, dass eigentlich so gut wie alle Zuchttiere in ihrer Kindheit bzw. Jugend geschlachtet werden – auch bei Freilandhaltung oder superduperlieber Haltung. Das wars dann wohl mit dem „volles glückliches Leben“ der Nutztiere.
Andere Aspekte die das Buch bespricht:

  • Sind wir Omnivore? Wie haben wir früher gegessen und sollte das Auswirkungen auf unser jetztiges Verhalten haben?
  • Was ist SpeziezismusTierprodukte und ihren Zusammenhang mit Klima & Natur
  • Fischfang und Fischzuchtt – warum beides so schlecht für Tiere, Klima und menschliche Gesundheit ist
  • Jäger & die Jagd
  • Der gesundheitliche Aspekt des hohen Fleischkonsums
  • Tierbefreiung & Tierzüchter werden persönlich vorgestellt
  • Veganismus als Alternative (inklusive ein paar Rezepten)

Ein paar Kritikpunkte zum Buch habe ich dennoch. Einmal wäre das der Name des Buches – ich finde es schade, dass der Titel nicht etwas neutraler ist. So habe ich gleich das Gefühl jemanden zu missionieren zu wollen wenn ich jemanden das Buch gebe. Ich habe zum Beispiel lange hin und her überlegt ob ich das Buch wirklich meinem Bruder zum Geburtstag schenken soll oder nicht (habe ich). Ich denke ein besserer Name hätte vielleicht zu mehr Lesern verhelfen können.

Zum Anderen irritert das Vorwort Sarah Wieners. Es liest sich einfach nur als „ihr habt ja Recht, aber aber aber“. Gerade im Anbetracht ihres neu erscheinenden „bewussten“ Kochbuch. Voller Fleisch.
Trotz der genannten Kritik kann ich sagen: Dieses Buch ist toll, leicht und informativ zu lesen und für mich das bis jetzt beste deutsche Buch seiner Art. Es ist sehr gut recherchiert und kommt zum Glück vollständig ohne unwissenschaftliches Esoterikgeschwafel aus. Ich wünsche mir, dass es noch viele Leser finden wird. Gerade vielleicht auch noch Menschen die noch nicht ganz vom Veganismus überzeugt sind.

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